Am Anfang steht ein von Stelvio Ciprianis
unheimlichen Synthieklängen begleiteter Rundflug über die graue Stadt voller
Betonklötze, der den US-Titel „Nightmare City“ mehr als nur rechtfertigt. In
diesem Moloch lebt der unerschrockene Reporter Dean Miller (Hugo Stiglitz,
„Zombie Apocalypse“), der sich wegen eines Berichts am Flughafen herumtreibt.
Seinem journalistischen Auge entgeht nicht die Panik der Sicherheitskräfte über
eine unidentifizierte Militärmaschine, die ohne jede Vorwarnung landet. Als aus
ihr bewaffnete und darüber hinaus unverwundbare Wissenschaftler heraus hüpfen,
die sich in tödlicher Absicht auf alle Anwesenden stürzen, ist sogar der
stoische Berichterstatter sprachlos. Mit allem was nach einer Waffe anmutet
dezimiert die wilde Horde menschliches Leben, um ihren höchst unmenschlichen
Durst nach Menschenblut stillen zu können!
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Radioactive-Men! |
Sich des germanischen Titels von „Großangriff der Zombies“ vergegenwärtigend,
dürfte der Zuschauer früh ernüchternd feststellen, dass er wieder einmal Opfer
eines gewieften Täuschungsmanövers seitens der Marketingstrategie-Mafia wurde.
Denn diese ´transsylvanischen Zombies´ haben mit den liebgewonnenen
romero'esken Wiedergängern absolut nichts gemein, auch wenn das deutsche Kino Plakat es laut verspricht, dass es sich um den neuesten echten Zombie Film handelt. Kein Wunder aber, sind die Halb-Kannibalen
doch immenser radioaktiver Strahlung ausgesetzt gewesen, die die Erythrozyten
absterben ließ und das Verlangen nach lecker Menschenblut schärfte. Wie sie
diese Verstrahlung überhaupt überleben konnten, ist genregemäß nicht weiter
relevant. Fraglich erscheint, weshalb einige wenige Mutanten mit wirklich
fürchterlichen Latexmasken gesegnet wurden, andere hingegen nur mit Teer in der
Physiognomie abgespeist wurden.
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Autsch. |
Nicht weniger grausam geht die Geschichte weiter.
Noch einmal schwenkt die Kamera über den mit Leichen übersäten Flugplatz, um
unangekündigt ins TV-Studio zu wechseln, wo wir Zeuge eines fast ebenbürtigen
Schreckensszenarios werden. Denn es sind die 80er und im Fernsehen wird
getanzt, Baby! Flachbrüstige Frauen, miese und dazu auch noch asynchrone
Choreographien und obendrauf Kameramänner in weißen Kitteln würden wohl für
einen eigenen Horrorfilm reichen. Die Spaßbremse Miller unterbricht die fetzige
Tanznummer jedoch, um live über die Katastrophe am Flughafen zu berichten, was
aber schon nach wenigen Sekunden vom Militär unterbunden wird. So wie es sich
eben gehört! Daraufhin begibt sich Miller auf den Weg ins Krankenhaus, um seine
Gemahlin Anna (Laura Trotter, „Miami Golem“), die dort als Ärztin praktiziert,
noch vor der Apokalypse aufzugabeln. Nebenbei erleben wir auch die Geschichte
von Major Warren Holmes (Francisco Rabal, „Dagon“), der ebenso darum bemüht ist
seine Angetraute Sheila (Maria Rosaria Omaggio) in Sicherheit zu bringen.
Auch wenn´s die Achtziger waren: Nein, Nein und Nein! |
Umberto Lenzi ist ein filmischer Tausendsassa: Horror, Abenteuerfilm, Action
und noch vieles mehr entstand binnen einer 30-jährigen Schaffensperiode unter
seinen Namen, am bekanntesten ist er natürlich für seine Kannibalenschocker
„Mondo Cannibale“, „Eaten Alive!“ und „Cannibal Ferox“. Viele erinnern sich
aber auch gerne an seinen „Großangriff der Zombies“, auch wenn sein Beitrag zur
unglaublich beliebten Zombiewelle der 80er Jahre, wie bereits erwähnt,
eigentlich keinen richtigen Zombiefilm darstellt. Die Idee trug Lenzi schon
Jahre mit sich herum, als Reflexion auf den Kalten Krieg und das dazu gehörige
atomare Wettrüsten. Aber auch auf die immer größer werdende Entfremdung des
Menschen und den Glauben an eine sichere weil technologisierte Zukunft. Alles
schön und gut, sagten sich auch die Produzenten, nur fehlte ihnen die
wichtigste Komponente: Zombies. Damit wäre auch die Frage geklärt, weshalb die
irren Angreifer, die in Lenzis Vision noch von anderen Menschen nicht zu
unterscheiden waren, lustige Masken bzw. lustiges Make-Up tragen mussten.
Probleme gab es auch mit der Wahl des Hauptdarstellers, da Lenzi entweder
Franco „Django“ Nero oder John „Enter the Dragon“ Saxon haben wollte, die
Geldgeber aber nicht auf Hugo Stiglitz verzichten wollten. Dabei ist Stiglitz
dank seiner 80´s-Machoattitüde absolut ´badass´. Wenn er seiner Anna zur
Beruhigung mal eine scheuert, wird er von ihr gnadenlos zurückgeküsst! Was
bleibt ist eine inkohärente, oft unfreiwillig komische Verfolgungshatz, die
aber dennoch genug vom famosen gewissen Etwas hat, um durchweg unterhalten zu
können. Über die ganze Laufzeit vermittelt der Film ein fast surreal anmutendes
Szenario, das durch den nicht allzu originellen, davon ab aber wirkungsvollen
Schlusstwist, gar noch verstärkt wird. Auch wenn nicht frei von Macken, darf
zumindest der Genrefreak Lenzis Öko-Thriller gern haben. Trotz der Tanzdeppen
am Anfang.
Autor: bob der werfrosch
Copyright: Dialchi Film, Lotus Films, Televicine S.A. de C.V.